LF6/Waren beschaffen

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Curriculare Funktionen

In diesem Lernfeld wird die Warenbeschaffung als wesentliche Voraussetzung für den Erfolg von Einzelhandelsunternehmen fokussiert. Die Schüler erhalten einführend einen Einblick in die komplexen Probleme, die bereits vor dem Bestellen der Ware gelöst werden müssen und erfahren, dass sie ihr Handeln in diesem Bereich an einem komplexen Zielbündel ausrichten müssen (z. B. Verkaufsbereitschaft, Qualität, Kosten und Liquidität). Zur Bedarfsermittlung werden neben den internen Warenwirtschaftsdaten auch externe Marktdaten berücksichtigt (Konkurrenz, Kaufkraft, Trends, Preisentwicklung, Entwicklung der Branche, Hersteller- und Lieferantenangebote und horizontale und vertikale Kooperationen). Die Schüler verstehen, dass Beschaffungspolitik ein Optimierungsproblem darstellt, da die Bereiche der Produkt- und Sortimentspolitik (was, wie viel, wann?), der Kontrahierungspolitik (zu welchen Bedingungen?), der Kommunikationspolitik (von wem?) und der Beschaffungslogistik (wie?) aufeinander abgestimmt werden müssen.

Im Zuge der Auftragsbearbeitung erkennen die Schüler die Festlegung der optimalen Bestellmenge und des Bestellzeitpunktes als Problem und können Lösungsmodelle beschreiben. Die Wareneingangsprüfung und die Belegprüfung (Lieferschein und Rechnung) zur abschließenden Bearbeitung des Beschaffungsvorganges, erfolgt in Lernfeld 7.

Die Schüler können die Arbeitsschritte des Warenbeschaffungsprozesses (Bezugsquellenermittlung, Anfrage, Angebot …) nachvollziehen und verschiedene Situationen (Nachbestellung und Neubestellung) bearbeiten. Um neue Lieferanten oder neue Produkte ausfindig zu machen (Bezugsquellenermittlung), informieren die Schüler sich z. B. im Internet. Dabei erkundigen sie sich auch über Einkaufskooperationen in ihrer Branche. Die Schüler führen qualitative und quantitative Angebotsvergleiche durch (Bezugskalkulationen und Nutzwertanalysen). Dabei lernen sie, welche vertraglichen Gestaltungsmöglichkeiten hinsichtlich der Liefer- und Zahlungskonditionen bestehen und wie diese aus Sicht der Käufer und Verkäufer zu bewerten sind. Sie verstehen die rechtliche Bedeutung einer Anfrage, eines Angebots und einer Bestellung.

Die Schüler lernen Strukturen und Funktionen eines Warenwirtschaftssystems kennen. Sie sollen den Informationsgehalt der Daten- und Eingabemasken kennen, Datenveränderungen im Zuge eines Beschaffungsvorganges nachvollziehen und entsprechende Belege erstellen können. Zur internen Bedarfsanalyse werden die artikelgenaue Bestandsführung, Absatz- und Umsatzstatistiken und die Stammdaten des Warenwirtschaftssystems zugrunde gelegt.

Anknüpfungspunkte aus bisherigen Lernfeldern (Langfassung):
Lernfeld 1: Sortimente der Ausbildungsunternehmen. In LF 6 erfolgt eine Vertiefung und Erweiterung der Sortimentsbegriffe, um Aufgaben der Beschaffungspolitik (Sortimentsplanung und -analyse) zu problematisieren.
Lernfeld 2: Die Schüler kennen unterschiedliche Umwelt- und Gütesiegel als Qualitätsmerkmal der Waren. Dies kann in diesem Lernfeld bei der Bezugsquellenermittlung bzw. beim qualitativen Angebotsvergleich berücksichtigt werden.
Lernfeld 3: Die Schüler wissen, dass ein Kaufvertrag durch zwei übereinstimmende Willenserklärungen zustande kommt. In diesem Lernfeld können sie dieses abstrakte Wissen anhand von Belegen nachvollziehen. Erweiterung: rechtliche Bedeutung des Erfüllungsortes (Gefahrenübergang und Gerichtsstand) und Wirkungen einzelner Willenserklärungen (z. B. Bindungsdauer und Widerruf). Wiederholung der Rabattberechnung. Die Schüler sollen prüfen können, ob sich die Skontonutzung lohnt.

Curricular angrenzende Themen folgender Lernfelder (Langfassung):
Lernfeld 7: Lernfeld 6 und 7 sind eng miteinander verknüpft. Die Schüler beginnen in Lernfeld 7 mit der Wareneingangskontrolle. Die belegmäßige Bearbeitung (Lieferschein und Rechnungsprüfung) wird vervollständigt. Kaufvertragsstörungen werden in Lernfeld 7 behandelt. Die Schüler verstehen den Konflikt zwischen Lieferbereitschaft und Lagerkosten.
Lernfeld 8: Der Einkaufsprozess wird dokumentiert, die Waren werden wertmäßig erfasst und beurteilt.
Lernfeld 9: Die Verkaufspreiskalkulation knüpft an die Bezugskalkulation an.
Lernfeld 10: Das Grundprinzip, das zwei übereinstimmende Willenserklärungen zum Kaufvertrag führen, ist das Basiswissen um Störungen zu identifizieren.
Lernfeld 11: Die Verkaufsdatenanalyse, Sortimentsanalyse, Deckungsbeiträge und die Kosten der Beschaffung fließen in die Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die in LF 11 vertieft werden, ein.
Lernfeld 12: Das Beschaffungspolitik ist als Teil des Gesamtmarketing aufzunehmen und zu vertiefen.
Lernfeld 14: „Der Einkauf ist die Grundlage des Gewinns“ sollte als Leitidee bei der Entwicklung oder Gründung eines Einzelhandelsunternehmens berücksichtigt werden.

Lernfeld 6 im Überblick


BE KOKO LAT SYST NORM BWP WUC

BE1 BE2 BE3 BE4
LAT1 LAT2 LAT3 LAT4 NORM1 NORM2 NORM3 BWP1 BWP2 BWP3 BWP4 WUC1 WUC2 WUC3
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Teilsequenzen

Nr.BezeichnungCurriculare Funktiont
1. Überblick über Lernziele und Ablauf des Lernfeldes

Die Schüler sollen einen Überblick über die thematischen Schwerpunkte, die Lernziele und die Lernhandlungen dieses Lernfeldes bekommen.

A. Beschaffungsplanung (TS 1 und 2)
Die Schüler sollen reflektieren, welche Aspekte oder Zielkonflikte bei folgenden Fragen eine Rolle spielen:

  • Was? Einflussfaktoren des Absatz- und Beschaffungsmarktes, warenspezifische Merkmale
  • Wann? Kapazitäten des Lagers, saisonale und andere nachfrageorientierte Faktoren
  • Wie viel? Kapazitäten und Kosten des Lagers, Bestellkosten, nachfrageorientierte Faktoren
  • Wer? Beschaffungsmarktstrukturen, Kooperationen, bewährte Geschäftsbeziehungen
  • zu welchem Preis? Liquiditätslage, Preisunter- und -obergrenzen
  • zu welchen Konditionen? Lagerkapazitäten, verfügbare Transportmittel, Liquiditätslage usw.

B. Beschaffungsdurchführung: (TS 3 – 5)
Sie sollen die Tätigkeiten, die von der Erstellung einer Anfrage bis zur Bestellung anfallen, durchführen bzw. nachvollziehen. Im Anschluss an die Sequenzen 3) Angebote einholen, 4) Angebote vergleichen und 5) Ware bestellen sollen die Schüler die automatisierten Vorgänge anhand eines WWS nachvollziehen.

C. Beschaffungskontrolle: (TS 6 und 7)
Die Schüler sollen überlegen, wie der Beschaffungsprozess überwacht werden kann, um Störungen zu vermieden und wie man über die Erfolgskontrolle zu neuen Sortimentsentscheidungen kommen kann.

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2. Beschaffungsprozesse planen

Die Schüler sollen nachvollziehen, von welchen betrieblichen Bereichen und marktbezogenen Daten die Beschaffungsplanung (Wer liefert wann, was, wie viel, zu welchem Preis und zu welchen Konditionen?) abhängt und welche Informationsquellen genutzt werden, um diese Fragen zu beantworten.
Die Schüler sollen verstehen, dass die Beschaffungsplanung einerseits im engen Zusammenhang mit absatzpolitischen Entscheidungen und externen Marktdaten steht (Verkaufsdatenanalyse) andererseits aber auch von betrieblichen Bedingungen (Lagerkapazitäten, Liquiditätslage, evt. Philosophie) sowie von Kostenkalkulationen abhängt. Schließlich können auch Veränderungen auf dem Beschaffungsmarkt die Einkaufsentscheidungen (Sonderangebote) beeinflussen.
Die Schüler sollen erkennen, dass die Beschaffungsplanung das Problem des zeitlichen Auseinanderfallens der Einzahlungen und Auszahlungen, der Kapitalbindung im Lager und der begrenzten Lagerkapazitäten lösen muss.
Ziel dieser Sequenz ist, dass die Schüler anhand eines situierten Falles die genannten Zusammenhänge und Problembereiche der Beschaffungsplanung nachvollziehen.

Kompetenzschwerpunkte: SYST, BWP- Beschaffung und Logistik, BWP – Absatzmarkt – und Kundenbeziehungen, WUC – Kosten- und Leistungsverständnis

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3. Angebote einholen

Ziel dieser Teilsequenz ist, dass die Schüler Anfragen angemessen formulieren und dass sie, bezogen auf konkrete Bedarfsmeldungen, branchenbezogene Internetrecherchen durchführen können.
Die Schüler sollen neben Liefer- und Zahlungskonditionen auch warenspezifische Informationen und kritische Aspekte erkunden (bestimmte Siegel und Normen, Materialzusammensetzung, Herstellungsverfahren) die als Vergleichskriterien gleichartiger Produkte dienen können.
Die Schüler sollen sich bezogen auf ihre Branche einen Überblick über horizontale und vertikale Einkaufskooperationen verschaffen. Sie sollen Institutionen und Verbände kennen lernen, die für die Beschaffungsplanung ihres Unternehmens (Branche) von Bedeutung sind. Sie informieren sich über Internetmarktplätze (ggf. branchenübliches e-procurement).

Kompetenzschwerpunkte: KOKO – marktbezogene Kommunikation, LAT – Arbeitshandeln organisieren, Probleme lösen, LAT – Informationen gewinnen, verarbeiten, vermitteln

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4. Angebote vergleichen

Die Schüler erhalten (möglichst in Bezug auf die Anfrage von TS 3) Angebote von verschiedenen Lieferanten, die sie vergleichen. Die Schüler erarbeiten das Spektrum der Zahlungs- und Lieferkonditionen. Sie sollen verstehen, was mit den Konditionen genau geregelt wird und welche Kosten für das eigene Unternehmen im Rahmen des Angebotsvergleichs zu berücksichtigen sind. Sie führen quantitative Vergleiche durch (Bezugskalkulation). Sie stellen fest, dass qualitative Kriterien berücksichtigt werden müssen. Sie führen entsprechende Nutzwertanalysen durch.
Die Schüler prüfen die Rechtswirksamkeit der vorliegenden Belege (Anfragen und Angebote). Sie prüfen, ob und wodurch die Kaufverträge zustande gekommen sind oder zustande kommen würden. Sie lernen, ob und wie lange die Angebote bindend sind.

Kompetenzschwerpunkte: LAT – kaufmännisches Rechnen, NORM – Vertrags- und Gesellschaftsrecht, WUC - Liquiditätssicherung

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5. Ware bestellen

Die Schüler bestellen möglichst gemäß der in TS 4 durchgeführten Angebotsvergleiche und/oder aufgrund konkreter Bedarfsmeldungen. Sie formulieren Bestellungen, indem sie alle relevanten Aspekte schriftlich festhalten. Beim Nachvollziehen der jeweiligen Bestellanlässe lernen sie das Bestellpunkt- und das Bestellrhythmusverfahren als Beschaffungsstrategien kennen und erarbeiten die Vorteile längerfristiger Geschäftsverbindungen, bei denen Konditionen und Modalitäten nicht neu verhandelt werden müssen. Die Frage nach der optimalen Bestellmenge und dem optimalen Bestellzeitpunkt wird erörtert. Anhand vorgegebener Zahlen können die Schüler die optimale Bestellmenge und den optimalen Bestellzeitpunkt ermitteln. Sie können die Lösungsmodelle beschreiben.
Sie sollen die Rechtswirksamkeit der Bestellungen prüfen (Verpflichtungsgeschäft). Sie sollen verstehen, weshalb der Gesetzgeber den einseitigen und zweiseitigen Handelskauf unterscheidet und können Besonderheiten des zweiseitigen Handelskaufs erklären (Schweigen ist Zustimmung bei bestehender Geschäftsbeziehung, Widerruf einer Bestellung). Sie sollen nachvollziehen, weshalb der Gesetzgeber unterschiedliche Kaufvertragsarten (spezifische Vereinbarungen zur Lieferzeit, zum Zahlungszeitpunkt sowie zur Art, Güte oder Beschaffenheit der Waren) unterscheidet.

Kompetenzschwerpunkte: KOKO – marktbezogene Kommunikation, LAT- Arbeitshandeln organisieren, Probleme lösen, BWP – Beschaffung und Logistik, NORM – Vertrags- und Gesellschaftsrecht

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6. Warenwirtschaftssystem

Die Schüler sollen in dieser Teilsequenz lernen, dass ein Warenwirtschaftssystem Tätigkeiten des Beschaffungsprozesses weitgehend automatisiert. Sie sollen Bestellvorgänge nachvollziehen, um zu verstehen, wie das Warenwirtschaftsystem funktioniert. Sie erhalten einen Einblick über die abrufbaren Informationen sowie über Überwachungs- und Kontrollmöglichkeiten.
Diese wesentlichen Lernziele sind ggf. ohne Programmtraining zu realisieren. Es können auch Bilder der Programmmasken (Screen shots) verwendet werden.

Kompetenzschwerpunkte: BWP - Informationswirtschaft, BWP – Beschaffung und Logistik

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7. Beschaffungsprozesse kontrollieren

Die Schüler sollen anhand konkreten Materials (Statistiken, Grafiken usw.) Beschaffungsprozesse einer Periode nachvollziehen und angeben können, woher die Daten stammen. Sie sollen hierauf bezogen Vorschläge zu Änderungen bei Einkaufsentscheidungen erarbeiten und angeben können, welche Aspekte berücksichtigt werden müssen.

Kompetenzschwerpunkte: SYST, BWP- Beschaffung und Logistik, BWP – Absatzmarkt – und Kundenbeziehungen, WUC – Kosten- und Leistungsverständnis

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Dokumente

Planung LF6 gesamt