LF8/Geschäftsprozesse erfassen und kontrollieren

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Curriculare Funktionen

Das Lernfeld 8 umfasst die Abbildung der Vermögens- und Erfolgssituation sowie der Geschäftsprozesse eines Unternehmens durch die Instrumente der Finanzbuchhaltung. Die Schüler sollen von Beginn an verstehen, dass die Finanzbuchhaltung als Teil des Rechnungswesens  das Leistungspotenzial sowie die Leistungs- und Finanzierungsprozesse in aggregierter, abstrakter und monetär bewerteter Form abbildet. Die Schüler lernen, dass die Finanzbuchhaltung im Wesentlichen dazu dient, Rechenschaft gegenüber unterschiedlichen Interessengruppen abzulegen und daneben die Geschäftsentwicklung zu kontrollieren.

Um zu überprüfen, ob die Warenbestände, die in der Lagerdatei geführt werden auch tatsächlich vorhanden sind, muss eine körperliche Bestandsaufnahme durchgeführt werden. Die Schüler lernen wie Inventuren durchgeführt werden, können Inventurdifferenzen erkennen und mögliche Ursachen hierfür benennen (alternativ bzw. laut KMK-Rahmenlehrplan können Lagerinventur, Inventurarten, Inventurdifferenzen bereits in LF 7 behandelt werden. Dies kann davon abhängig sein, ob die Finanzbuchhaltung unter Nutzung der Bilanzmethode oder des wirtschaftsinstrumentellen Ansatzes unterrichtet wird.)

Die Schüler erarbeiten, wie eine geordnete Darstellung der Vermögens- und Schuldensituation von Unternehmen möglich ist und welchen konkreten Zwecken eine solche Darstellung dient. Sie können die Erstellung der Bilanz aus dem Inventar nachvollziehen; sie ermitteln den Erfolg durch Eigenkapitalvergleich und interpretieren Informationen, die die Bilanz bereitstellt. Die Schüler lernen, wie die Dokumentation von Geschäftsfällen in der Praxis möglich ist.

Die Schüler erkennen die Gewinn- und Verlustrechung als eine weitere Möglichkeit der Erfolgsmittlung. Sie können aus der Gewinn- und Verlustrechnung Rückschlüsse auf den betrieblichen Leistungsprozess ziehen. Da der Warenhandel das Hauptgeschäft des Einzelhandels darstellt, wird den Schülern die Erfolgsermittlung unter Einbeziehung der Aufwendungen für Waren und den entsprechenden Umsatzerlösen (netto) verdeutlicht. Die Schüler können aus Bruttoerlösen Nettoerlöse berechnen und erkennen, dass die Umsatzsteuer an sich erfolgsneutral ist.

Die Schüler können auf geeignete Weise (z. B. Unternehmensmodell) beschreiben, wie sich durch Geschäftsfälle die Vermögens- und Erfolgssituation verändert, welche Geld- und Güterströme damit verbunden sind und welche Informationsflüsse zwecks Dokumentation und Kommunikation (WWS, Buchhaltung, ...) ausgelöst werden.

Es geht nicht in erster Linie darum, dass die Schüler in der Lage sind buchhalterische Vorgänge durchzuführen und abzuschließen, sondern darum, dass sie den Wertschöpfungsbeitrag einzelner betrieblicher Vorgänge wirtschaftlich interpretieren können.
Die Schüler sollen exemplarisch Kennziffern ermitteln, ausgewählte Daten der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung inhaltlich interpretieren und grafisch aufbereiten. Sie verstehen die aufbereiteten Daten als Grundlage für Unternehmensbeurteilungen und  Unternehmensentscheidungen (z. B. Einfluss der Vermögens- und der Erfolgssituation auf Investitionsentscheidungen), erkennen aber auch die Grenzen der Aussagekraft einer Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung.

Anknüpfungspunkte aus bisherigen Lernfeldern (Langfassung):
In Lernfeld 1 wurden u.a. die ökonomischen Zielsetzungen (z. B. Gewinnmaximierung) der Unternehmen – auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit – oberflächlich thematisiert.
Die in Lernfeld 3 thematisierte Kassenabrechnung kann hier aufgegriffen werden, um den Schülern anhand eines einfachen Beispiels den Zusammenhang zwischen Ist-Bestand, Soll(Buch)-Bestand und deren Abstimmung zu verdeutlichen. Des Weiteren wird in Lernfeld 8 die in Lernfeld 3 behandelte Prozent- und Durchschnittsrechnung in anderem Kontext (Statistik) wieder aufgenommen. Auch Kenntnisse über die Umsatzsteuer (Steuerträger und -zahler) werden aufgegriffen und vertieft.

Curricular angrenzende Themen folgender Lernfelder (Langfassung):
Lernfeld 11 greift die Finanzbuchhaltung im Rahmen der Anlagenbeschaffung und damit zusammenhängenden Abschreibungen auf. Auch wird in Lernfeld 11 deutlich, dass Finanzbuchhaltung und Betriebsbuchhaltung unterschiedliche Schwerpunktsetzungen und Zwecke haben, aber unter dem Begriff Rechnungswesen zusammen gehören. Die Unterschiede und Zusammenhänge zwischen Finanz- und Betriebsbuchhaltung werden in Lernfeld 11 thematisiert. Kosten werden von den in Lernfeld 8 thematisierten Aufwendungen unterschieden.
Das Lernfeld 13 thematisiert Personalkosten, die in Lernfeld 8 bereits als Beispiele für Aufwendungen berücksichtigt wurden.
In Lernfeld 14 kann im Rahmen der Unternehmensfinanzierung auf die Kenntnisse aus der Buchführung über die Zusammensetzung des Kapitals zurückgegriffen werden.

Lernfeld 8 im Überblick


BE KOKO LAT SYST NORM BWP WUC

BE1 BE2 BE3 BE4
LAT1 LAT2 LAT3 LAT4 NORM1 NORM2 NORM3 BWP1 BWP2 BWP3 BWP4 WUC1 WUC2 WUC3
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Teilsequenzen

Nr.BezeichnungCurriculare Funktiont
1. Im Lernfeld orientieren, Unternehmensbeziehungen erfassen

Im Vordergrund steht das ökonomische Verständnis der Schüler für die Notwendigkeit und den Nutzen einer wertmäßigen, geordneten und übersichtlichen Abbildung der Bestandssituation und Erfolgssituation eines Unternehmens.
Zur Vorbereitung auf die Abbildung der Vermögens- und Erfolgssituation im Rahmen der Finanzbuchhaltung erarbeiten die Schüler an einem spezifischen Fall (z. B. Modellunternehmen), welche Austauschbeziehungen zwischen Unternehmen und Kunden, Lieferanten, Arbeitnehmern, Banken und dem Staat bestehen. Aus der Betrachtung des Unternehmens als Ganzes wird die zahlenmäßige Darstellung abgeleitet. Durch die Darstellung der Unternehmensbeziehungen und der Unternehmenssituation wird deutlich, dass man zwei unterschiedliche Perspektiven einnehmen kann: zum einen der Blick auf Bestände zu einem Zeitpunkt (z. B. Lagerbestand, Kredite) und zum anderen auf die Transaktionen zwischen dem Unternehmen und seiner Umwelt (z. B. Umsatz, Löhne und Gehälter) in einem Zeitraum. Die Schüler erfahren in dieser Teilsequenz, dass es eine kontinuierliche Dokumentation der Transaktionen/Geschäftsfälle gibt, die rein rechnerisch zu den Beständen des Inventars führen muss.

Kompetenzdimensionen: LAT – Arbeitshandeln organisieren, Probleme lösen, SYST, BWP – Informationswirtschaft, WUC – Finanzbuchhaltung

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2. Darstellen der Vermögens- und Finanzlage des Unternehmens

Schrittweise und unter Einbeziehung praxisentsprechender Verfahren wird mit den Schülern der Prozess der Erfassung, Aggregation und Abstraktion der Vermögens- und Kapitalstruktur des Einzelhandelsunternehmens nachvollzogen (Inventur, Inventar). (Die Inventur kann alternativ bzw. laut KMK-Rahmenlehrplan auch in LF 7, Teilsequenz 7 behandelt werden.)
Die Daten des Inventars  werden auf die Daten der rechnerischen Bestände der kontinuierlichen Bestandsfortschreibung bezogen. Die Schüler sollen verstehen, dass das Inventar und die Buchführungsdaten zur gegenseitigen Kontrolle genutzt werden. Der Vorrang der Ist-Bestände gegenüber den Buch-Beständen wird deutlich und mögliche Ursachen für Differenzen sowie Korrekturbuchungen werden einbezogen.
Die Schüler befassen sich mit der Struktur von Bilanzen und insbesondere damit, welche Informationen die Bilanz bereitstellt. Sie erkennen die Aussagekraft der Bilanz (Mittelherkunft, -verwendung). Über den Eigenkapitalvergleich und die Ermittlung exemplarischer Kennzahlen (Vermögensstruktur, Kapitalstruktur, Finanzierung) interpretieren sie die Bilanz. (Option: Die Interpretation der Bilanz kann insgesamt in die Teilsequenz 4 verschoben werden. Zu Bedenken: Eine Thematisierung hier in einer einfachen Form und in Teilsequenz 4 noch einmal im Rahmen komplexerer Problemsituationen ermöglicht den Schülern einen Zugang vom Einfachen zum Komplexen entlang der Teilsequenzen.)

Kompetenzdimensionen: LAT – kaufmännisches Rechnen, WUC – Liquiditätssicherung, WUC – Finanzbuchhaltung

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3. Dokumentation betrieblicher Prozesse und Ermittlung des Unternehmenserfolgs (je nach Methodik mit Teilsequenz 2 zu tauschen)

Anhand konkreter Belege zu Geschäftsfällen bestimmen die Schüler Auswirkungen auf die Vermögens- und Schuldensituation sowie die Erfolgssituation des Unternehmens. Die Schüler können Geschäftsfälle als Wertströme abbilden und erkennen, ob es sich um Wertezugänge oder –abgänge handelt. Sie können zwischen Bestandsvorgängen und Erfolgsvorgängen unterscheiden und verstehen den Gewinn als Differenz von Leistungen und Faktoreinsatz im Leistungsprozess. Sie erkennen, dass über die Finanzbuchhaltung die Veränderung der Vermögens- und Schuldensituation zwischen zwei Bilanzstichtagen abgebildet wird.

Kompetenzdimensionen: LAT – Informationen gewinnen, verarbeiten, interpretieren, NORM – Arbeits- und Schutzrecht, NORM – Steuerrecht, WUC – Finanzbuchhaltung

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4. Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung interpretieren

Die Schüler knüpfen an die exemplarische Berechnung und Interpretation einfacher Kennzahlen in Teilsequenz 2 an, wenn sie sich in dieser Teilsequenz mit komplexen Anwendungsfällen auseinandersetzen. Die Schüler sollen Entscheidungen treffen und/oder Aussagen über das Unternehmen mit Hilfe der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung machen. Sie befassen sich mit Kennzahlen, die sie bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Lage eines Unternehmens nutzen können. Die Schüler erarbeiten, welche Aussagen man aufgrund der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung treffen kann, welche Kennzahlen man ermitteln kann und bei welchen Fragestellungen und Entscheidungen diese Kennzahlen hilfreich sind. Sie erkennen aber auch, dass Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung auf bestimmte Fragen keine befriedigenden Antworten geben können und die begrenzte Aussagekraft stichtagsbezogener Kennzahlen.

Kompetenzdimensionen: LAT – kaufmännisches Rechnen, LAT – Informationen gewinnen, verarbeiten, vermitteln, SYST, WUC – Finanzbuchhaltung

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Dokumente

Planung LF8 gesamt